Schauplatz des Geschehens war Wildschütz: Ein ehemaliger Steinbruch in der Gegend von Torgau. Vom taucherischen ein nettes Fleckchen. Neben dem üblichen Flussbarschgewimmel im Flachen hat der Betreiber, Volker Buder, den See mit allerlei Sehenswürdigkeiten versehen. Zu den Highlights im Sporttauchbereich gehören sicher die Unterwasserstation und ein selbstgebautes Flugzeug auf 20 Meter, mit dem vor knapp 24 Jahren jemand "rübermachen" wollte. Er wurde auf der Zielgerade seines Planes von der Wende überholt und spendete das Flugzeug als Tauchattraktion dem See.
Zum Kurs selbst: Wie üblich wurde dieses Seminar mit einem Sichtungswochenende eröffnet. Dieses fand Anfang Mai am HTSV See in Schönbach statt. Hier ging es darum, den taucherischen Fertigkeitsstand der Anwärter zu überprüfen. Ein spannendes Wochenende bei bestem Wetter, das bereits die ersten starken Impulse zur Weiterentwicklung setzte. Ob es Flossentechniken, Ventilübungen, Trim, Boje oder Teamarbeit betraf: Es fand sich überall etwas, wo wir Tipps und Ratschläge entgegen nehmen durften. Kurz: Nach dem Wochenende war unser Hausaufgabenheft gut gefüllt und die Zeit bis zum eigentlichen Kurs wollte zur Verbesserung genutzt werden.
Am 30.05.2013 war es dann so weit. Nach verschieden langen, aber recht kurzweiligen Anfahrten, trafen Taucher und Tauchlehrer aus den verschiedensten Fleckchen der Republik ein. Es fanden sich Lörracher, Dortmunder, Gießener und weitere Kfz. Kennzeichen auf dem Parkplatz der Tauchbasis. Holger Feldmann gönnte uns allen ein unhektisches Ankommen und kurzes gegenseitiges Beschnuppern. Dann ging es zur Sache.
Der erste Tag gehörte vor allem der Organisation. Teams wurden eingeteilt, Tauchgänge und Lernziele besprochen. Die Ausrüstung überprüft. Ein erster Tauchgang durchgeführt. Danach wurde sich beim gemeinsamen Grillen intensiv ausgetauscht. Noch ein kleiner Theorieblock zu später Stunde, dann war der erste Tag geschafft.
Tag 2 war gut gepackt mit 2 Theorieblöcken und 2 Tauchgängen. Dabei wurden bei jedem Tauchgang kontinuierlich die Zahl der zu bewältigenden Aufgaben und die Ansprüche an deren Durchführung gesteigert. Gaswechsel wurden ständig wiederholt. Sicherheits- und Ventilübungen verfeinert. Teamarbeit war immer gefordert. Der Wert einer eingespielten Gruppe wurde klar herausgearbeitet. Formationen, Kommunikation und das Feld der Tauchgangsberechnung wurden intensiv beackert. Abends fielen wir müde und zufrieden ins Bett. Am nächsten Tag das gleiche Spiel: Viel Tauchen, viel Theorie. Intensive Übungen und Berechnungen. Und plötzlich... war Sonntagmorgen. Der letzte Tauchgang stand an.
Und direkt vor diesem Tauchgang merkt man es: Irgendwie verändert sich während einem solchen Kurs die Perspektive, irgendwie verändern sich die Ansprüche. Plötzlich geht man mit neuen Checklisten ins Wasser. Der Blick für Sicherheit schärft sich. Redundanzen sind klar besprochen und berechnet. Die Stage an der Seite ist selbstverständlicher geworden. Man hat plötzlich neue Parameter, an denen man ablesen kann, ob ein Tauchgang noch normal verläuft. Stimmt die Wasserlage meines Teammitgliedes oder ist er unruhig? Funktioniert die Lampenkommunikation?
Die Abstände? Die Abstiegsgeschwindigkeit? Die Aufstiegsgeschwindigkeit? Passt die Formation? Halten wir uns an die erarbeitete Run Time Table? Ist der Gasverbrauch da, wo er sein sollte?
Es ist schon irgendwie ein tolles Gefühl, wenn man sich mit diesen neuen Perspektiven und in Sternformation ins Grün des Sees fallen lässt. Wenn die Sprungschicht hinter einem bleibt und man im glasklaren, schwarzen Wasser die Sehenswürdigkeiten in knapp 40 Meter genießen kann.
Mein Fazit: Ein toller Kurs und es gab viele Faktoren die ihn so toll machten.
Da waren vor allem die Tauchlehrer Holger, Frank, Ortwin, Uwe und Uli, sowie die Nitrox TL Anwärter Bernd und Jerome. Mit viel Liebe zum Detail gaben sie uns neue Denkanstöße und brachten uns Techniken bei, derartige Tauchgänge sicherer zu gestalten. Dabei muss man klar sagen: Die Weitergabe ihrer praktischen Erfahrungen machten den wohl wichtigsten und größten Teil des Kurses aus. Viele Themen die in diesem Seminar vermittelt wurden sind zu abstrakt, um sie umfassend in einem Lehrbuch oder der Prüfungsordnung in Worte zu fassen. Es braucht das solide Fundament der Erfahrung, um diese Inhalte glaubhaft, an der richtigen Stelle und in verantwortungsvollem Umfang zu vermitteln. Gut, dass wir über diese Expertise in unserem Verband verfügen. Denn nur aus der Synthese der Prüfungsordnung und der persönlichen Erfahrung der Tauchlehrer kann so ein Kurs auf diesem Level durchgeführt werden. Das dort erworbene Wissen kommt auch den einzelnen Vereinen zu gute. Gerade die vertiefte Dekompressionslehre, Trim, Bojen- und Sicherheitsprozeduren erhalten Ihre Richtigkeit und Wichtigkeit nicht erst durch die Doppelflasche auf dem Rücken. Sie sind auch für jeden Sporttauchgang interessant und wollen zwischen Vereinskameraden/innen weiter gegeben werden.
Ein weiterer Faktor, der den Kurs so schön machte, waren die Teilnehmer. Unterschiedlich, aber geeint von dem gemeinsamen Ziel entstand eine sehr angenehme Atmosphäre des Miteinanders. Der Teamgedanke wurde nicht nur unter Wasser gelebt.
Was war noch? Volker Buder führte und abends zu den lokalkulinarischen Highlights des Torgauer Umlandes. Es war immer lecker. Über den See habe ich bereits berichtet. Über das Wetter wollen wir nicht reden. Wenn es nicht leicht regnete, regnete es stark. Nur ein Gewitterregen schaffte ab und an Abwechslung. 3 Tage später war in Torgau Land unter und die zweite "Jahrhundertflut" innerhalb von 10 Jahren da.
Mir bleibt jetzt nur noch ein Danke an Tauchlehrer und Teilnehmer. Jederzeit wieder.
Mit stickstoffgesättigten Grüße und „Tauchen, Tauchen Tauchen“
Gerrit Matschurat