Am 30. und 31.07. fand das erste Mal in Hessen der neue Spezialkurs Tauchen für den Naturschutz statt. Im Rahmen eines hessischen Pilotprojektes wurden 11 Taucherinnen und Taucher zu Naturschutztauchern zertifiziert, Egbert Korte vom Tauch-u. Schwimmverein Frankfurt Bornheim erhielt die Abnahmeberechtigung für diesen Spezialkurs.
Der neue SK „Tauchen für den Naturschutz“ wurde vom Verband deutscher Sporttaucher gemeinsam mit dem NABU auf der diesjährigen Boot vorgestellt. Hervorgegangen ist der Kurs auf einem mehrjährigen Projekt in Brandenburg zwischen einem VDST-Verein und dem dortigen NABU.
Unter fachkundiger Anleitung der Gewässerbiologen Dr. Egbert Korte und Silke Ohldorff (NABU Brandenburg) wurden der Riedsee Nord und Süd betaucht und Pflanzenproben genommen und anschließend im Naturschutzzentrum Kühlkopf bestimmt. Neben dem Erkennen von lebensraumtypischen Pflanzen sind einige Pflanzen, die als Störanzeiger dienen, besonders wichtig, da deren Vorkommen hervorragende Indikatoren des ökologischen Zustandes eines Gewässers sind.
Der erste Tauchgang im Riedsee Nord zeigte eine artenreiche Unterwasserflora mit den lebensraumtypischen Pflanzenvertretern und einem geschlossenen Grundrasen bis auf 11m. So konnten u.a. 10 verschiedene Armleuchteralgen nachgewiesen werden. Störanzeiger wurden nur ganz vereinzelt gefunden. Ganz anders bot sich die Unterwasserwelt im Riedsee Süd. Im Uferbereich zwischen 1 und 4 Metern gab es so gut wie keine Pflanzen, es zeigte sich Sand und Kies und zahlreiche Wühlspuren von Karpfen und Schleien. In den tieferen Bereichen des Sees fanden sich zahlreiche Störanzeiger wie Wasserpest oder raues Hornblatt, es gab aber auch noch Bereiche mit Armleuchteralgen als Grundrasen. Das der See mal in einem anderen Zustand war, zeigte die untere Pflanzengrenze bzw. Makrophytengrenze , die bis auf 16 m ging. Vor einigen Jahren war der See tatsächlich in einem ausgezeichneten Zustand, allerdings hatten Angler 2 Tonnen Karpfen eingesetzt, die in dieser Masse maßgeblich zur Veränderung beigetragen haben.
Für die meisten Seen in Deutschland fehlen Daten über den Zustand der Gewässer, mancherorts sogar lässt die Biodiversität nach, obwohl Gewässer unter Schutz stehen. Dies war ein Monitoring-Ergebnis von vielen Tauchgängen in Schutzgebieten in Brandenburg durch einen dortigen Tauchverein in Zusammenarbeit mit dem NABU. Nach der EU-Wasserrichtline und den Vorgaben der Natura 2000-Gebiete sollten eigentlich alle europäischen Gewässer seit 2015 in einem guten Zustand sein. Gerade von den meisten Seen fehlen bisher Zustandsdaten, daher wurde die Frist bis 2027 verlängert.
Ziel des SK ist es, während bzw. nach dem Tauchgang Pflanzen zu bestimmen, sowie die untere Pflanzengrenze festzustellen und in einen Monitorbogen oder ein App einzutragen. Die Daten liegen dann in einer Form vor, die auch von Behörden und Verbänden ausgewertet werden können. Mithilfe der Daten lassen sich Bestandsaufnahmen machen und Veränderungen im See erkennen. So können frühzeitig gezielt Maßnahmen zum Schutz des Sees eingeleitet werden.
2017 soll es neben einem weiteren Kurs auch ein Treffen der Seminarteilnehmer geben, die sich über Ihre Erfahrungen austauschen und weiter fortbilden sollen.
Weitere Infos über www.nabu-naturschutztauchen.de