Taucher*innen als Citizen Scientists
Die Taucherinnen und Taucher des Hessischen Tauchsportverbandes (HTSV) sind nicht nur als Unterwasser- Rugbyspieler oder Finschwimmer unterwegs. Sie sorgen mit besonderen Tauchgängen in unseren heimischen Gewässern dafür, das Wissen über Gewässern zu mehren und den Zustand zu dokumentieren.
Tauchen für den Naturschutz nennt sich das Projekt, dass in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund (NABU) entwickelt wurde und durch das Hessische Umweltministerium gefördert wird. Das allgemeine Wissen besonders bei Stillgewässern ist eher gering, da zu wenige tauchende Biologen gibt. Da ist es nur folgerichtig, hessische Taucher darin zu schulen, ihre Seen genauer zu betrachten und als „Bürgerwissenschaftler“ die Seen zu inventarisieren. Schwerpunkt sind dabei Unterwasserpflanzen. Diese vermitteln einen Langzeitwert über den Zustand eines Gewässers und sind daher eine Art Frühwarnsystem, sodass Gegenmaßnahmen ergriffen werden können, sobald man feststellt, dass sich die Zusammensetzung der Arten verändert. Die in einem See vorkommenden Pflanzen sind daher Güteanzeiger. Schon über 30 Tauchern wurden in den vergangen zwei Jahren fortgebildet. Auf dem Lehrplan: Merkmale der Pflanzen, Unterschiede zwischen selbsternährenden und eutropher (nährstoffreicher) Wasserqualität, das Anlegen eines Herbariums (Pflanzensammlung) und das Studium der Uferbewachsung. Nach dem Tauchgang werden die Ergebnisse in einem standardisierten Verfahren erfasst, die gewonnen Daten gespeichert und den Naturschutzbehörden sowie Seebesitzern und Seenutzern zur Verfügung gestellt.
Voraussetzung für die Teilnahme an dem Projekt ist eine fundierte Tauchausbildung, so wie sie in den Vereinen des HTSV gewährleitet wird. Die Taucher müssen selbstständig als Team agieren können. Da auch Gewässer betaucht werden, über deren Beschaffenheit es wenig Informationen gibt, steht die Sicherheit der Teilnehmer immer an erster Stelle.
Damit es für alle Taucher leichter ist, die gefundenen Pflanzen zu bestimmen, wurde extra ein Smartphone-App entwickelt. Zur Qualitätssicherung finden gemeinsame Treffen der Absolventen statt. Und auch das Tauchverhalten hat sich geändert, wie ein Kursteilnehmer meinte: »Wir können sehen, ob unsere Gewässer ökologisch intakt sind. Die Pflanzen haben wir uns schon immer angeguckt, aber vorher waren sie einfach nur grün – jetzt erzählen sie uns etwas.« Rainer Stoodt