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Tauchausbildung

Impressionen Tauchlehrer-Prüfung - Hyères

Hier Eindrücke von der Tauchlehrerausbildung und Prüfung des Hessischen Tauchsportverbandes in Hyères vom 06. - 15.06.2014.


Anreise - Tag 1

Am Freitag vor Pfingsten treffen im Laufe des Tages die TL-Anwärter und Ausbilder an Hansi Hähners VDST Divecenter „Divin’Giens“ ein. Schon von weitem ist die VDST Flagge zu sehen, die hier, bis auf wenige Monate im Winter, fast ganzjährig weht. Hansis Basis ist vor über einem Jahr umgezogen und ist nun im vier Sterne Ressort „Camping International“ zu finden. Nach wie vor überwiegen deutsch-sprachige Taucher auf der Basis - nicht von ungefähr: Hansi ist schon seit 30 Jahren TL 3 im VDST und im deutschsprachigen Raum der CMAS Taucher eine bekannte Größe.

Heuer zum neunten Mal veranstaltet der Hessische Tauchsportverband im Auftrag des VDST diese TL-Prüfung im Mittelmeer. 13 Teilnehmern, überwiegend TL1- aber auch zwei TL2 und ein TL3-Anwärter steht eine besondere Woche bevor. Der Wetterbericht kündigt Bilderbuchwetter an - kaum Wind und nur Sonne! Wir sind gespannt.

Frank Ostheimer begrüßt als Leiter der Prüfungswoche die Teilnehmer und Ausbilder (Holger Feldmann, Volker Maier, Klaus Ostheimer, Carsten Schneider und als GTUEM Arzt Ortwin Khan) beim ersten gemeinsamen Abendessen im Restaurant des Campingplatzes. Alle wohnen in diesem Jahr direkt in Appartments oder Mobilhomes auf dem Platz. Das bringt uns kurze Wege und spart Zeit.


Tag 2

Heute beginnt sie nun, die neunte TL-Prüfung des Hessischen Tauchsportverbandes (HTSV) in Giens, auf einer Halbinsel an der Côte d'Azur nahe Hyères. Alle haben sich von den Strapazen der 10-12 stündigen Anfahrt erholt und sind wieder voll aufnahmefähig für die Vorträge unserer TL 2 & 3 Anwärter zu den Themen Sicherheit an Bord, im Wasser und zur Rettungskette.

Außerdem werden wir über die Gegebenheiten an Bord der Ar’Guevel aufgeklärt, so dass wir unseren seemännischen Verpflichtungen ordnungsgemäß nachkommen konnten.

Mit so viel frischem Wissen gesättigt, starten wir nach dem Mittagssnack zu unserer ersten Bewährungsprobe, den 1000m Streckenschwimmen. Trotz eines leicht übermotivierten Starts haben alle die nötige Kondition aufgebracht um wohlbehalten im Ziel anzukommen.


An Bord warteten die Prüfer bereits im Neopren auf uns und ohne Pause ging es direkt mit einem Belohnungstauchgang in Frankreichs Grotten weiter. Dort erwarteten uns bereits   Putzergarnelen mit leuchtenden Augen und weitläufige höhlenartige Gänge.

Zum Schluss gab es noch ein Rudel-Bojenschießen bevor wir wieder auf unser Tauchboot, die Ar’Guevel zurück durften.

Insgesamt hatten wir einen sehr gelungen Einstieg, das Wetter spielt uns zusätzlich voll in die Karten und wir freuen uns auf eine ereignisreiche Woche.


Tag 3

Heute standen zwei sehr schöne Tauchgänge auf dem Programm. Morgens besichtigten wir den „Sec du Langoustiere“, einen Unterwasserfelsen, der steil ins Meer abfällt. Zu sehen gab es dort rote Gorgonienwälder, Muränen und Congeraale und vereinzelt auch Zackenbarsche.

Garniert wurde das ganze mit Mönchsfischsuppe und klasse Sichtweiten, so dass die vom Ausbilderteam gewünschte Orientierung leicht fiel. Zum Glück wurde die von uns als etwas unkomfortabel empfundene Strömung von Hansi nur als leichte Wasserbewegung abgemildert.

Nach einem kurzen Mittagsimbiss aus Baguette, Salami, Käse und Oliven gab es zur Freude einiger sogar die Gelegenheit für ein kurzes Mittagsschläfchen. Solchermaßen gestärkt brachen wir erneut auf zu unserem ersten Mittelmeerwrack. In überschaubarer Tiefe von 10m konnten wir die Laderäume und ihre neuen Bewohner bestaunen. Quasi nebenbei mussten wir ohne Maske abtauchen und mit der Tarierung bei diversen Atemspende- und Ventilübungen kämpfen.

 Beim gemeinsamen Abendessen bietet sich dann immer die Gelegenheit, das Erlebte in unserer Gruppe auszutauschen und den Abend in Vorfreude auf den nächsten Tag ausklingen zu lassen.


Tag 4

Unser dritter Tag ist der vorletzte Übungstag mit zwei sehr untschiedlichen Tauchgängen gewesen. Morgens wurden wir zur Ausführung der Rettungsübung von Hansi in eine flache und sandige Bucht gefahren in der wir die Bergung eines verunglückten Mittauchers übten. Vor allem das anschließende Bergen des verunfallten an Bord der Ar’Guevel bedeutete für viele von uns eine kurze aber harte Anstrengung. Letztlich haben wir es gemeistert und uns die Sicherheit geholt, dass wir es im Ernstfall packen können. Im Anschluss an die Tauchgänge erwartet uns, wie immer, die messerscharfe Analyse unserer Ausbilder, die auch den kleinsten Fehler bemerkt haben, aber noch sind es ja nur Übungen.

Auch das Be- und Entladen des Bootes, sowie das anschließende Gewühle beim Umziehen haben wir mittlerweile ganz gut in den Griff bekommen.

Und so kamen wir heute Mittag pünktlich zu unserem 5. Tauchgang. Hansi schipperte uns zur Michel C, einem Dampfschiff, das 1900 nur 10 Minuten von unserem Heimathafen gesunken ist und auf bis zu 39m Tiefe liegt. Neben Congeraalen, Muränen, einem kapitalen Zacki und royalblauen Miniatur-Nacktschnecken konnten wir selbstverständlich den Kessel, die Welle und Reste der Schraube untersuchen. Auf dem Rückweg gab es in jeder Tauchgruppe einen Gastotalverlust, natürlich nur simuliert welchen wir durch eine Atemspende in den Griff bekamen. Da wir im Blauwasser aufgestiegen sind haben wir auf dem Weg nach oben unsere Deko-Bojen geschossen. Nach dem Tauchgang war die Begeisterung aller schon in den Blicken zu sehen.


Tag 5

Am fünften Tag durften wir vormittags ein letztes mal üben. Aufstieg ohne Flossenbenutzung aus 40m Tiefe steht auf dem Programm.

Hansi fährt uns zu einem schönen Unterwasserfelsen, an dem wir uns in das spiegelglatte Meer stürzen. Nach Aufsuchen der Zieltiefe beginnen wir in Zweierteams den Aufstieg ohne Flossenbenutzung in waagrechter Lage. Nach dem Wechsel und dem Aufstieg der zweiten Gruppe erkunden wir die Unterwasserwelt. Unsere Ausbilder waren sehr zufrieden. Die Prüfung kann beginnen.

Nach der Mittagspause geht es ans Eingemachte. Unser erster Prüfungstauchgang am Sec de Gendarme steht bevor. Als Übung steht die beliebte Fuchsjagd an. Auf ein Zeichen des Ausbilders, soll der Übende den Hauptregler in die Hand nehmen und bei angehaltenem Atem zu der etwa 10m entfernten Vordergruppe sprinten und um Luft betteln.
Besonderes Augenmerk lag auf der Handhabung des langen Schlauches und Aufmerksamkeit für den Partner.


Tag 6

Am sechsten Tag stand ein besonderer Leckerbissen auf dem Programm. Eine Tagesfahrt in das Naturschutzgebiet Port Gros - und auf der Hinfahrt ein Wracktauchgang an einem der schönsten Wracks weltweit - der legendären Donator.
Die Donator lief kurz nach dem 2. Weltkrieg auf eine noch treibende Mine auf und sank schnell. Sie liegt heute auf dem 50m tiefen Sandgrund, die Aufbauten ragen bis auf 36m auf und sind über und über mit Gorgonien bewachsen. Rund um das Wrack finden sich riesige Fischschwärme, Zackenbarsche, Conger und alles was das Mittelmeer zu bieten hat.  Strömung ist hier immer angesagt - doch an diesem Tag - nix.
Wir absolvierten einen Wracktauchgang mit Dekompression und Freiwasseraufstieg an einer Markierungsboje und unter besonderer Beachtung des Luftverbrauchs. Der Luftverbrauch sollte im Detail ausgewertet werden, um Datenmaterial für tiefe Tauchgänge zu bekommen.

Bei der Einfahrt in den kleinen Hafen von Port Gros könnte man meinen, auf einer Karibikinsel zu sein.
Während der Mittagspause hält Hansi einen Kurzvortrag über die Geschichte und die Ziele des Naturschutzgebietes. Ranger überwachen die strengen Regeln.

Der anschließende Drifttachgang zeigt, dass es sich lohnt. Zackis in allen Größen, ein großer Schwarm Barakudas im blauen Wasser und in den Höhlen Leckereien fürs Taucherauge. Ein gelungener Tag der Laune auf mehr (Meer) macht.


Tag 7

Unsere Prüfung nähert sich mit großen Schritten dem Ende, heute ist bereits der vorletzte Tag und um im TL-Prüfungsjargon zu bleiben: der Bademeister-Tag - kombiniert mit einer Rettungsübung. Diese liebevoll zu verstehende Bezeichnung steht für die Apnoeaufgaben, wie 10m tief tauchen und Streckentauchen mit anschließendem Palstek.


Im direkten Anschluss sind wir über Seegraswiesen getaucht und mussten spontan ohnmächtig werdende Tauchpartner in Vorführqualität retten - später auch einen Tauchpartner zum Boot schleppen, an Bord bringen, die Erste Hilfe demonstrieren, sowie einen fachgerechten Notruf absetzen. Unser Doc Ortwin hielt an Bord die ein oder andere praxisgerechte Überraschung bereit, auf die wir reagieren mussten.


Le Sec de Muraine war der klangvolle Name unseres Nachmittags-Tauchspots. Hansi setzte uns über einem muränendurchwühlten Felsen ab, an welchem es nebenbei auch fette Oktopusse und Zackinachwuchs gab. Nachdem wir unser „Ventilspiel gecheckt“ hatten, durften wir die Gegend erkunden und am Ende unseren Ausbilder ohne Kompass zurück zum Boot geleiten.

Unser Ausbildungsleiter zeigte sich nach diesem Tag sehr zufrieden an Bord. Jetzt geht es in den Endspurt.


Tag 8

Letzter Prüfungstag: Als vorletzte Prüfung auf unserem Weg zum VDST Tauchlehrer stand der Aufstieg unter Wechselatmung auf dem Programm. Unsere bisher widrigste Prüfung bereitete manchen Gruppen größere Schwierigkeiten - hier lief wirklich nicht alles rund. Trotz der Schwierigkeiten gestaltete sich aber ein sehr schöner Tauchgang mit vielen Muränen und Fischschwärmen.
Kurz vor dem Ende geht eben doch so manchem ein wenig die Puste aus, aber wer entsprechend gut vorgelegt hatte, muss sich noch keine Sorgen machen.

Beim letzten und 13. Tauchgang versetzte uns das Ausbilderteam in die Rolle des fertigen Tauchlehrers und wir durften einem gespielten Schüler den ersten Prüfungstauchgang im Freiwasser abnehmen.

Nach dem Genuss einer köstlichen Bouillabaisse ging es dann zur Abschlussveranstaltung. Stolz überreichte unser Landesausbildungsleiter 9 nagelneue Tauchlehrerlizenzen und attestierte drei weiteren Teilnehmern die bestandene Praxisprüfung. Danach ging es über in einen bunten Abend, bei welchem die frisch gebackenen TL’s ihre Erlebnisse mit einem Ständchen aufarbeiteten. Später erschien Neptun und hielt Gericht um die unter der Woche aufgetretenen Verfehlungen zu ahnden und im Anschluss die Tauchlehrertaufe durchzuführen.

Zum Abschluss mussten die Ausbilder beim Tabuwettbewerb gegeneinander antreten und Begriffe wie „Einstufiger Zweischlauchregler“ umschreiben. Der Wettbewerb endete dank der großen Homogenität unserer Ausbilder unentschieden.

Allen Mitgliedern des Ausbilderteams und natürlich auch Hansi und Horsti danken wir für eine unvergessliche Woche bei der wir sehr sehr viel gelernt haben.

Wir gratulieren zur bestandenen TL1 Praxisprüfung:
Frank Below, Frank Buschle, Christian Heß, Stefan Krautschneider, Steven Medl, Rainer Stump, Simone Wolf, Claudia Wuttge

Zur bestandenen TL2 Praxisprüfung:
Joachim Rubach, Benjamin Sauer

Besonders freute es uns, einen VDST TL3 mit ausbilden zu dürfen:
Peter Leopold aus dem Landesverband Mecklenburg-Vorpommern ist neuer VDST TL3  mit der Nr. 283.

Wir wünschen allen schöne und sichere Ausbildungstauchgänge.

Ein besonderer Dank geht an das Ausbildungsteam bestehend aus Bernd Rose (TL3-Assistent), Holger Feldmann, Carsten Schneider, Volker Maier, Klaus Ostheimer, Frank Ostheimer,  sowie an Ortwin Khan für die ärztliche Betreuung und an die Tauchbasis Crew mit Hansi Hähner und Hort Wirtz.  


Text: Christian Heß, Frank Buschle
Bilder: Ortwin Khan, Peter Leopold, Frank Ostheimer